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Krankenhäusern fehlen jegliche Planungsperspektiven – „Verknappung in der Versorgung wie es sie noch nie gegeben hat“

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft und weitere Experten beleuchten die aktuelle Lage der Gesundheitsversorgung bei einer Veranstaltung des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen sowie Nordrhein-Westfalen

Hannover. Die aktuelle Situation im Gesundheitswesen und eine Neuorientierung für Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichten waren Thema bei einer Informationsveranstaltung des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen sowie Nordrhein-Westfalen. Experten beleuchteten die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln. Deutlich wurde, dass den Krankenhäusern jegliche Planungsperspektiven fehlen. 

Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß,  betonte abermals die Notwendigkeit einer angemessenen Finanzierung der Krankenhäuser. Er erwarte eine Verknappung der Versorgung für Patienten, „wie es sie bisher noch nicht gegeben hat“. Seine große Sorge sei, dass in den kommenden Jahren die Patienten deutliche Einschränkungen hinnehmen müssten, etwa längere Wartezeiten, mehr abgemeldete Notaufnahmen und geschlossene Krankenhausabteilungen.

Es müssten daher deutliche Warnzeichen gesetzt werden, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Dazu solle auch eine bundesweite Protestaktion der Krankenhäuser am 20. September beitragen.

Bezogen auf Niedersachsen werden laut Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi die Qualitätsanforderungen an Niedersachsens Krankenhäuser künftig steigen: Mit der Einführung von Leistungsgruppen werde die Qualitätsvorgabe „unter Umständen so hoch sein, dass nicht mehr jedes Krankenhaus diese Voraussetzungen erfüllen kann“, sagte er im Rahmen der Veranstaltung. Der Landesregierung sei es daher wichtig, „dass die Neuordnung der Krankenhausversorgung regional und unter den Krankenhäusern abgestimmt erfolgt“. Er rief zu reger Beteiligung an den Austauschtreffen auf.

Für die Krankenkassen sagte Hanno Kummer, Leiter der VDEK-Landesvertretung in Niedersachsen: Die jetzigen Strukturen könnten so nicht aufrechterhalten werden. Künftig würden Telemedizin und Regionale Gesundheitszentren (RGZ) eine immer größere Rolle spielen. Ein RGZ könne eine gute Schnittstelle sein zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Als gelungenes Beispiel führte er das in ein Regionales Gesundheitszentrum umgewandelte Ankumer Krankenhaus an. Es sei das erste in Niedersachsen. Neue Formate wie hier seien für die Gesundheitsversorgung der Zukunft wichtig.

Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg, Vorsitzende der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung und Mitglied der Lauterbach`schen Regierungskommission, erläuterte, dass unter Qualitätsgesichtspunkten die zunehmende Ambulantisierung genau in den Blick genommen werden müsse, auch wenn der Umfang der ambulanten Leistungen wegen der laufenden Gesetzesentwicklung noch nicht wirklich planbar sei. Deshalb müsse noch mindestens zwei Jahre auf Sicht gefahren und dennoch soweit wie möglich bereits ambulant gearbeitet werden. Sie riet zu noch stärkerer Vernetzung. Zusammenarbeit werde regional immer wichtiger. Und sie appellierte: „Investieren Sie in Qualitätsarbeit: Prüfen Sie, in welchem Zustand Patienten ambulant oder stationär besser behandelbar sind.“ Weiter gab sie interessante Einblicke in die Arbeit der persönlich in die Regierungskommission berufenen Mitglieder.

Jan Miede, Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Braunschweig-Hannover, hob ebenfalls den Stellenwert der Qualitätssicherung hervor: Die DRV setze sich für die gelungene Wiedereingliederung als ein wesentliches Qualitätsmerkmal ein. Positiv sei, dass viele Patienten verstärkt auf eine bestmögliche gesundheitliche Wiederherstellung fokussiert seien und weniger auf den schönsten Ort der Reha. Es bestehe noch Potential bei den Rehabilitanten, da zum Beispiel viele Langzeiterkrankte noch keine Rehaleistungen in Anspruch nähmen. Grundsätzlich sei aber im Rehabereich von einer weiterhin stabilen Nachfrage auszugehen. Hinzugekommen sei für die DRV stärker das Thema Prävention. „Wir stehen vor dem nächsten großen Sprung, unsere Versichertenbetreuung deutlich zu verbessern“, so Miede.

Thomas Bublitz, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken (BDPK), erläuterte das BDPK-Positionspapier zu den Eckpunkten des Bundesgesundheitsministeriums. Für wichtig hätte er eine integrierte regionale Versorgung gehalten mit allen Beteiligten wie unter anderem ärztliche Versorgung, stationäre und ambulante Bereiche, Notfallversorgung, Reha, Übergangspflege, Rettungsdienst. Bublitz stellte die Kampagne „Rette Dein Krankenhaus“ vor: „Wir haben jede Wochen Krankenhausinsolvenzen.“ Und diese würden weiterhin vermehrt eintreten. Denn eine geplante Reform werde nicht vor Ende 2026 wirksam sein. Erforderlich sei es künftig, vergütungsgerechte Leistungen hinzukriegen – unter stationären Bedingungen werde das vielfach nicht klappen. Bublitz kritisierte, dass die Instrumente der Reform nicht bedarfsangepasst seien.

Sein Fazit: „Wir brauchen Planungs- und Investitionssicherheit. Es sei zurzeit unmöglich, größere Planungen im Krankenhausbereich auf den Weg zu bringen ohne die Planungen der Regierung genau zu kennen.

Auf diese Aspekte hatten auch Dr. Hans-Heinrich Aldag (Vorsitzender des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen) sowie Joachim Stapper-Müer vom Verband der Privatkliniken NRW hingewiesen.

Dr. Aldag hob die Problempunkte wie nicht ausreichende Finanzierung und hoher bürokratischer Aufwand hervor: Die Situation der Krankenhäuser sei so angespannt wie nie zuvor. Zugleich seien die weiteren Aussichten äußerst besorgniserregend, zumal man immer noch höchstens grobe Rahmenbedingungen der als „revolutionär“ angekündigten Reform kenne und auch das Bundesgesundheitsministerium offensichtlich immer noch keine Analyse der tatsächlichen Auswirkungen vornehmen könne. „Wir appellieren daher an alle Verantwortungsträger, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um Schaden von den Krankenhäusern, ihren Beschäftigten und nicht zuletzt den Patienten abzuwenden.“

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Zum Thema „Revolution und Reformen in der stationären Gesundheitsversorgung - Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen vor der Neuorientierung“ sprachen in Hannover (von links) Dr. Hans-Heinrich Aldag (Vorsitzender des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen),  Joachim Stapper-Müer (Verband der Privatkliniken NRW), Thomas Bublitz (Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Privatkliniken), Dr. Gerald Gaß (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft), Jan Miede (Geschäftsführer der Deutschen Rentenversicherung Braunschweig-Hannover), Dr. Heidemarie Haeske-Seeberg (Vorsitzende der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung und Mitglied der Lauterbachschen Regierungskommission) sowie Hanno Kummer (Leiter der VDEK-Landesvertretung in Niedersachsen). Foto: Daniel Meier/VdPkN

Pressemitteilung

Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung im Austausch mit dem Verband der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen e. V.

Der Verband der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen e. V. (VdPkN) konnte dieses Jahr erneut die Sozialausschussmitglieder des Niedersächsischen Landtages anlässlich eines Parlamentarischen Mittags im Leineschloss Restaurant in Hannover empfangen.

Schon bei der Begrüßung hob der Vorstandsvorsitzenden Dr. Hans-Heinrich Aldag die Bedeutung des direkten Austausches zwischen Politik und Leistungserbringer hervor. Die Niedersächsischen Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen in privater Trägerschaft erbringen einen hohen Anteil der Gesundheitsleistungen. Der Verband vertritt 66 Kliniken mit ca. 14.000 Betten. Diese Akutkrankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen spielen eine zentrale Rolle bei der stationären Versorgung kranker Menschen und tragen entscheidend zu einer funktionierenden und guten Gesundheitsversorgung in Niedersachsen bei.

Die zu erwartenden Auswirkungen der gesetzlichen Neuregelungen und der damit verbundene Handlungsbedarf für die Sicherstellung der stationären Versorgung in Niedersachsen stand im Mittelpunkt der Ausführung des VdPkN. Vor allem der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen stellt die Leistungserbringer aktuell vor große Herausforderungen. Lösungsvorschlage, wie die Ausweitung der Pflegeausbildung auf die stationäre Rehabilitation oder der Appell den Bürokratieabbau stärker in der Gesundheitsgesetzgebung voranzutreiben wurden von den Sozialausschussmitgliedern interessiert aufgenommen.

Frau Karin Vogel, stellvertretende Vorsitzende des VdPkN, erläuterte die sozioökonomische Bedeutung der Rehabilitationseinrichtungen. Die Rehabilitation ist ein wichtiges Glied in der Kette der Patientenversorgung. Der bedarfsgerechte und frühzeitige Zugang zur Rehabilitation für alle Indikationen ist erforderlich, um die Teilhabe zu fördern sowie Pflegebedürftigkeit und Erwerbsminderungsrenten zu vermeiden.

Ihre Ansprechpartnerin:
Manuela Flacke
Stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen e. V.
Franz-Lenz-Str. 14, 49084 Osnabrück
Tel.: 0541 – 33 56 630
E-Mail: flacke@vdpkn.de; info@vdpkn.de

Pressemitteilung

Aktuelle Herausforderungen benötigen Unterstützung durch die Politik

Parlamentarischer Mittag des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen e. V. mit Vertreterinnen und Vertretern des Sozialausschusses des Landtages Niedersachsen

Zu einem Parlamentarischen Mittag hatte der Verband der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen e. V. (VdPkN) am 10. März 2022 eingeladen. Zu dem Treffen konnten die Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Daniela Behrens sowie zehn Mitglieder des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung begrüßt werden.

Zum Auftakt stellte Dr. Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender des VdPkN, den VdPkN mit seinen 64 Mitgliedseinrichtungen vor. Mit ihren über 13.000 Betten haben sie einen großen Anteil an der akutstationären und rehabilitativen Versorgung in Niedersachsen.  

Die Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung Daniela Behrens unterstrich in ihrer Begrüßung den hohen Stellenwert des direkten Austausches der Politik mit niedersächsischen Leistungserbringern für eine zielgerichtete stationäre Versorgung. Gerade vor dem Hintergrund der Pandemie habe sich das niedersächsische Gesundheitswesen als sehr leistungsstark und funktionsfähig gezeigt.

In Impulsvorträgen stellten Karin Vogel, Geschäftsführerin Rehazentrum Oldenburg, und Klinikgeschäftsführer Sascha Kucera, Heliosklinik Hildesheim, die aktuelle Situation und Themen der Rehabilitationskliniken und der Akutkrankenhäuser in Niedersachsen dar. Insbesondere der sich in den letzten Jahren verschärfende Fachkräftemangel stand im Mittelpunkt der Gespräche mit den Politikerinnen und Politikern. Dabei wurde das Anerkennungsprocedere ausländischer Fachkräfte, starre Personalvorgaben und auch die aktuell umzusetzende Impfpflicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter thematisiert.

Die aktuell schwierige finanzielle Lage vieler niedersächsischer Krankenhäuser und Rehabilitationseinrichtungen erfordert zeitnah politische Regelungen – so lautete der dringende Appell der VdPkN-Vorstandsmitglieder und -Geschäftsführung während des Treffens. Dafür wurde um Unterstützung durch die Ministerin sowie Parlamentarierinnen und Parlamentarier gebeten.

Die Bedeutung der aktumedizinischen flächendeckenden Versorgung in Niedersachsen und die wichtige Rolle der Rehabilitation, in Hinblick auf Teilhabe und Reduzierung der Ausgaben für Rente und Pflege, wurden ebenfalls als drängende gesundheitspolitische Themen diskutiert.

Ihre Ansprechpartnerin:
Manuela Flacke
Stellvertretende Geschäftsführerin des Verbandes der Privatkliniken Niedersachsen und Bremen e. V.
Franz-Lenz-Str. 14, 49084 Osnabrück
Tel.: 0541 – 33 56 630
E-Mail: flacke@vdpkn.de; info@vdpkn.de