Kolumne Thomas Bublitz

Das Ende der Trägerpluralität

Die Zahlen sind dramatisch: Immer mehr Krankenhäuser rutschen in die Verschuldung. Aktuell attestiert der Krankenhaus Rating Report im Jahr 2023 rote Zahlen für 47 Prozent aller Krankenhäuser in Deutschland. Das sind doppelt so viele wie 2022. Die Auslastung der Krankenhäuser ist nach Corona weiter rückläufig, sie betrug 2022 nur 67,3 Prozent und eine Erholung ist nicht in Sicht. Dazu kommt eine erhebliche Unterfinanzierung bei den Investitionsquoten, hier waren es nur 3,2 Prozent, benötigt würden aber 7 bis 8 Prozent, um einen Substanzverzehr zu vermeiden. Weiterhin fehlen Fachkräfte, denn die geburtenstarken Jahrgänge schei- den aus dem Berufsleben aus und die geburtenschwachen Jahrgänge steigen ins Berufsleben ein. Da klafft eine Riesenlücke. Gewaltig sind die Herausforderungen und immer mehr Krankenhäusern droht die Schließung wegen Zahlungsunfähigkeit oder Personalmangel.

Minister Karl Lauterbach verspricht gebetsmühlenartig, seine Krankenhausreform werde die Probleme lösen. Daran habe ich ernste Zweifel, denn nur wenige seiner Reformvorschläge greifen die oben genannten Probleme auf. Sein Credo lautet, dass die Schließung kleiner Krankenhäuser die größeren retten kann. Das Problem ist nur, dass durch die Reform kleinere Krankenhäuser in überversorgten Regionen genauso geschlossen werden wie solche in unterversorgten Gebieten. Das kann nicht richtig sein. Außerdem enthält Minister Lauterbach auch im zweiten Jahr nach Inflationsbeginn den Krankenhäusern den dringend benötigten Inflationsaus- gleich vor. Mich erinnert das an Geiselhaft: „Stimmt endlich meiner Reform zu, dann bekommt ihr den Inflationsausgleich!“

Einen weiteren zweifelhaften Rekord gibt es zu vermelden: Die ausgegebenen Steuermittel für den Verlustausgleich öffentlicher Krankenhäuser sind im Jahr 2021 auf einen neuen Rekordwert von 758 Millionen gestiegen. Für 2022 dürfte der Wert nochmals steigen. Die Krankenhäuser in freigemeinnütziger und in privater Trägerschaft beklagen massive Wettbewerbsverzerrungen, denn sie müssen ohne solche Verlustausgleiche aus Steuermitteln auskommen. Entscheidet sich am Ende an der finanziellen Leistungsfähigkeit der jeweiligen Kommune die Zukunft der Trägerpluralität deutscher Krankenhäuser? All denen, die noch nach der Antwort suchen, sei gesagt: Steuergeld, das für ineffiziente kommunale Krankenhäuser draufgeht, fehlt an anderer Stelle: zum Beispiel für Kitas, gute Schulen, gute Straßen, Schwimmbäder oder Bibliotheken.