Kai Hankeln zur Krankenhausreform

BDPK-Vorstandsmitglied Kai Hankeln, Vorsitzender der Konzerngeschäftsführung/CEO Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA

Die Reform bringt keine einzige der versprochenen Verbesserungen, keine Entökonomisierung, keine Qualitätsverbesserung und keine Entbürokratisierung. Um eine Jahrhundertreform zu sein, wie sie der Bundesgesundheitsminister darstellt, bräuchte sie Mut, Weitsicht und Dialogbereitschaft. Doch das fehlt ihr. Dabei wäre gerade jetzt die Chance für einen grundlegenden und nachhaltigen Wandel, denn alle Beteiligten erkennen die Notwendigkeit und sind bereit dazu. Zudem hat die Ampelregierung dafür durchaus die Weichen gestellt, denn in ihrem Koalitionsvertrag ist die Entwicklung regionaler Versorgungsmodelle vorgesehen. Mit der Einführung solcher Gesundheitsregionen sollte eine moderne, integrierte regionale Versorgungsplanung einhergehen, die nicht nur die stationäre, sondern auch die ambulante ärztliche Versorgung, die Übergangspflege und die Rehabilitation in den Blick nimmt. So könnte die längst überfällige Überwindung der Sektorengrenzen gelingen – was nicht nur ein beachtlicher politischer Erfolg wäre, sondern vor allem ein großer Schritt zu mehr Qualität und Effizienz unseres Gesundheitssystems.

Erforderlich ist dafür neben der überfälligen ambulanten Öffnung von Krankenhäusern, dass die Rolle, Finanzierung und Aufgaben der Level-1i-Einrichtungen geklärt werden. Tatsächlich ist all das bisher noch völlig unklar. Ich halte es für unverantwortlich, dass die 300 bis 500 bestehenden deutschen Krankenhäuser, die voraussichtlich 1i-Häuser werden, keine Planungsperspektiven haben. Die Unzufriedenheit bei den Menschen, die dort arbeiten, sowie bei denen, die dort wohnen und versorgt werden wollen, ist riesengroß und aus meiner Sicht absolut verständlich.

Problematisch sind auch die Pläne der Reformkommission für die Psychiatrie: Künftig sollen auch somatische Krankenhäuser psychiatrische Abteilungen vorhalten – und die psychiatrischen Fachkliniken sollen an große Kliniken angebunden werden. Eine solche Umstrukturierung wird zu großen Verwerfungen führen – und setzt die aktuelle, flächendeckende Versorgung durch die Fachkliniken ohne Not aufs Spiel. Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Beispiele dafür, wie mit den aktuellen Plänen die Chancen auf eine Jahrhundertreform vertan werden. Herausgreifen möchte ich hier das Thema Digitalisierung. Auch hier bleiben die Vorschläge weit hinter den Möglichkeiten. Mit der Digitalisierung könnten nicht nur Ressourcen gespart werden und schlankere Versorgungsprozesse entstehen, sie kann vor allem spürbare Verbesserungen in der Patientenversorgung bewirken. Kliniken sind hier schon viel weiter als die Politik und wollen, dass der Fortschritt bei den Patienten ankommt. Dazu brauchen wir keine weiteren bürokratischen Fesseln. Das BMG sollte endlich verstehen, dass dringend notwendige Veränderungen in unseren Strukturen nicht durch Überregulierung und finanzielle Austrocknung entstehen, sondern durch mehr Freiräume, sinnvolle Anreize und freien Wettbewerb.